Das Sexualhormon-bindende Globulin (SHBG) ist ein Glykoprotein, das hauptsächlich in der Leber produziert wird und Sexualsteroide – vornehmlich Testosteron und Estradiol – im Blut bindet und transportiert. Durch die Bindung dieser Hormone reguliert SHBG deren biologisch verfügbare Menge für das Gewebe. Ein höherer SHBG-Spiegel verringert allgemein den freien (ungebundenen) Anteil von Testosteron und Estradiol, während ein niedrigerer SHBG-Spiegel diesen erhöht. Aufgrund dieser Pufferfunktion ist SHBG ein wichtiger Faktor für das hormonelle Gleichgewicht bei Männern und Frauen und wird häufig zusammen mit dem Gesamt-Testosteron und Estradiol zur besseren Interpretation gemessen.

Bei erhöhtem SHBG ist ein größerer Anteil von Testosteron und Estradiol an Proteine gebunden, was den freien (bioverfügbaren) Anteil senken kann. Ein hoher SHBG-Spiegel wird häufig bei stärkerer Östrogenexposition (z. B. Schwangerschaft oder Östrogentherapie), Hyperthyreose, bestimmten Lebererkrankungen, im Alter sowie in einigen Fällen bei niedrigem Körpergewicht beobachtet.
Niedrige SHBG-Werte sind mit einer höheren Verfügbarkeit freier Androgene im Verhältnis zu den Gesamtwerten verbunden. Sie werden häufig mit Fettleibigkeit, Insulinresistenz/Typ-2-Diabetes, Hypothyreose, polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS), nephrotischem Syndrom und der Verwendung exogener Androgene in Verbindung gebracht.
SHBG hilft, die Gesamtmessungen der Hormone zu kontextualisieren. Zusammen mit dem Gesamttestosteron oder Estradiol ermöglicht SHBG die Berechnung von freiem oder bioverfügbarem Hormon (z. B. berechnetes freies Testosteron oder ein freier Androgenindex). Dieser kombinierte Ansatz verbessert die Beurteilung, wenn Symptome und Gesamtwerte nicht übereinstimmen oder wenn Veränderungen des Bindungsproteins vermutet werden.
